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Mythos Multitasking: Eine herrliche Option, sich selbst zu stressen ...


Warum also nicht einfach mal auf den Multitasking-Zug aufspringen und sich selbst und seine geistigen Fähigkeiten schädigen? Wir empfehlen Ihnen: Machen Sie es wie alle anderen und setzen Sie sich selbst unter Druck!


Sie müssen sich nur angewöhnen, so wie es der durchschnittliche Smartphone-Besitzer tut, 53 Mal am Tag Ihr Handy zu checken und sich dadurch selbst zu unterbrechen. Und schon sinkt Ihre produktive Arbeitszeit auf weniger als drei Stunden pro Tag.* Gratis dazu befinden Sie sich dann im Dauerstress und begünstigen Ihre Chancen, in einen digitalen Burnout zu laufen.

Oder machen Sie's besser und probieren Sie Singletasking aus – Sie werden sehen, dass es funktioniert!

Warum sollten wir uns damit abplagen, mehrere Aufgaben gleichzeitig zu erledigen, wenn wir doch genauso gut eine nach der anderen erledigen können? Singletasking ist der neue Trend, den Sie unbedingt ausprobieren sollten. Sie werden sehen, dass Sie sich weniger gestresst fühlen und mehr Zeit haben, wenn Sie sich auf eine Aufgabe konzentrieren und erst dann das Nächstwichtige angehen.


Psychologen und Neurowissenschaftler untersuchen Multitasking schon seit Jahren und sind zu dem Schluss gekommen, dass es neurobiologisch unmöglich ist, mehrere Aufgaben gleichzeitig zu erledigen.


Multitasking-Wahn: Warum wir glauben, alles gleichzeitig erledigen zu können und warum wir uns täuschen


Das Arbeitsgedächtnis, der "Arbeitsspeicher" des Menschen, befindet sich in den beiden Frontallappen. Wenn wir eine Aufgabe unterbrechen und uns parallel einer zweiten widmen, werden die Inhalte der ersten Aufgabe in einem der Frontallappen zwischengespeichert, während der andere Frontallappen sich um die zweite, neue Aufgabe kümmert. Dies wird als „Wechsel des kognitiven Fokus“ bezeichnet, weil wir zwischen den beiden Aufgaben hin und her taumeln und nie wirklich simultan an beiden arbeiten. Wenn dann noch eine dritte Aufgabe hinzukommt, überfordert das unser Arbeitsgedächtnis und es kommt zum Systemabsturz.

Das kann man sich so vorstellen wie bei einem Computer der Neunziger Jahre, dessen Arbeitsspeicher so klein war, dass man kein Grafikprogramm laden konnte, während man gleichzeitig ein Spiel spielte. Auf den Versuch, zwei anspruchsvolle Programme gleichzeitig zu bearbeiten, reagierte der Computer mit einer Fehlermeldung: "Nicht genügend Speicherplatz vorhanden".


Die Promille-Falle und der Tod der Produktivität


Eine Studie der Universität in Utah/Salt Lake City hat gezeigt, dass Menschen, die beim Autofahren mit dem Handy telefonieren, nicht wirklich bei der Sache sind. Ihre Aufmerksamkeit und Reaktionsfähigkeit sinken auf die einer Person mit 0,8 Promille im Blut.


Hal Pashler, Experte für kognitive Psychologie, hat in einem Versuch gezeigt, dass die kognitive Leistung von Harvard-Studierenden für kurze Zeit auf das Niveau von achtjährigen Kindern sinkt, wenn sie mehrere anspruchsvolle Aufgaben gleichzeitig ausführen.


Bei einer monotonen Tätigkeit wie Bügeln kann es noch akzeptabel sein, den Fernseher im Hintergrund laufen zu lassen, da die geforderte Konzentration und geistige Leistung eher gering sind, die Tätigkeit nicht allzu komplex und die Handgriffe fast automatisiert sind. Es ist möglich, beim Duschen, Staubsaugen, Putzen oder Rasenmähen unsere Gedanken schweifen zu lassen, ein Lied zu singen, sich vielleicht sogar zu unterhalten oder dabei einen Film zu streamen.


Aber wenn Sie zum Beispiel ein Interview über Zoom führen und sich dabei Gesprächsnotizen machen, tun Sie, genau genommen, nicht beides zur selben Zeit. Vielmehr wechselt Ihr Gehirn blitzschnell von einer Aufgabe zur anderen und ist deshalb bei beiden Tätigkeiten nur mit halber Aufmerksamkeit bei der Sache. Sie notieren nur Stichworte, einen Bruchteil des Gesagten, und das mit großer Wahrscheinlichkeit nicht fehlerfrei. Und Ihnen entgeht ein Teil des Interviews.



Wie man sich eine Aufmerksamkeitsstörung antrainieren kann


Einer der bedeutendsten deutschen Gehirnforscher und Neurobiologen, Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer, vertritt in seinem Buch „Digitale Demenz“ die steile These: «Zu viel Fernsehen, Surfen im Internet und Spielen am Computer oder an der Playstation macht unsere Kinder fett, aggressiv und blöd.» In einem Interview ergänzt Spitzer: «…. wer noch keine Aufmerksamkeitsstörung hat, der kann sie sich durch Multitasking antrainieren.»


Die tägliche Reizüberflutung, permanente Unterbrechungen durch unser Smartphone, Apps, Instant Messages, Werbebanner etc. und nicht zuletzt Multitasking überfordern unser Gehirn, zerstören unsere Aufmerksamkeit und damit unsere Produktivität. Wir erleben nur noch wenige, echte Flow-Momente und entladen unsere Glücksbatterie.


Gehören Sie auch zu den Multitaskern? Fühlen Sie sich manchmal ausgebrannt und mental unausgewogen? Haben Sie nach einem langen Arbeitstag das Gefühl „nichts geschafft zu haben“?

Was machen Sie dagegen? Verraten Sie uns in einem Kommentar, wie Sie Ihre persönliche Glücksbatterie aufladen.


*Quelle: Ergebnisse einer Studie zum Menthal-Projekt der Universität Bonn

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