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Haben Sie sich heute schon selbst gelobt?


Geben Sie sich selbst öfter mal ein „Daumen hoch“!

Gerne reden wir locker über Potenziale von Kolleginnen und Kollegen. Doch wann fragen wir uns selbst: „Was sind denn meine Stärken, auf die ich persönlich richtig stolz bin?“

Erwischt, oder?!

Darüber sprechen, was ruhige und zurückhaltende Menschen für großartige Fähigkeiten in unsere Gesellschaft einbringen, das ist leicht. Doch sich selbst loben, vielleicht sogar vor meinen Kollegen und Kolleginnen? Das fällt uns richtig schwer. Nicht, weil wir nicht wissen, was wir antworten sollen. Sondern, weil es sich irgendwie falsch anfühlt, die eigenen Vorteile so herauszukehren.


Mit diesem Gefühl sind Sie nicht allein. Die Angewohnheit, lieber tiefzustapeln als offen zu den eigenen Fähigkeiten zu stehen, ist weit verbreitet. Oft sind uns unsere eigenen Schwächen sogar viel präsenter als unsere Stärken. Woran liegt das? Und wie schaffen wir es, stattdessen den Blick für unsere guten Seiten zu schulen? Diesen Fragen gehe ich in diesem Blog auf den Grund.



Schon von klein auf wird unser Blick für Mängel geschult, allerspätestens in der Schule geht es los damit. Es gibt sogar eine extra Note für Schönschrift. Schreiben können allein reicht nämlich nicht, schön muss es auch noch aussehen.

Auch ein Blick in die Arbeitswelt verrät: Kollektiven Beifall erntet man auch hier, wenn man jeden Tag hart daran arbeitet, noch ein bisschen besser zu sein als gestern. In Mitarbeitergesprächen geht es häufig mehr ums Eliminieren von Defiziten statt dem Stärken von Potenzialen.

Wir sind es also seit jeher gewohnt, uns in das Studium unserer Unzulänglichkeiten zu vertiefen.


Bin ich gut genug?


Warum sehe ich in den Videokonferenzen immer so abgespannt aus? Widme ich genug Zeit meiner Familie und / oder meinen Freunden? Ich melde mich bestimmt zu wenig. Eigentlich meldet sich immer meine Freundin bei mir. Und die nicht beantwortete Mail verschwindet durch meine Aufschieberitis auch nicht wie von Geisterhand. Nur dass ich auf meine Ernährung achte, kürzlich meiner Freundin einen Gefallen getan habe und auch die Aufgaben von einem Kollegen hilfsweise übernommen habe, das habe ich wohl alles gerade ausgeblendet.


Unser Gehirn hat laut Studien die Tendenz, sich mit Vorliebe auf das Negative zu stürzen. Das ist an sich eine gute Sache, denn so erkennt es potenzielle Gefahren schnell und wir können sie rechtzeitig abwenden.


Die Sache mit dem „katastrophischen“ Gehirn




Der bekannte Psychologe und Mitbegründer der positiven Psychologie Martin Seligman nennt dies: das katastrophische Gehirn. Ist schon praktisch, wenn unser Gehirn uns im Dschungel erst auf die lauernde Raubkatze aufmerksam macht und erst später auf den hübschen bunten Vogel im Baum. Ungünstig ist eher, dass wir dieses Überlebensprogramm im Alltag kaum benötigen. Doch unser Denkmuskel stürzt sich automatisch auf das, was fehlt, während wir die guten Seiten einfach ausblenden. Und so machen wir uns häufig unnötige Sorgen, neigen zum Pessimismus und verbeißen uns in unseren Defiziten.


Wir merken schon, die Umstände machen es uns nicht leicht. Und dennoch sind wir für unsere Gefühlswelt selbst verantwortlich. Das Schöne ist, wir können unseren Blickwinkel jederzeit anfangen zu verändern. Wir können ungesunde Denkmuster Schritt für Schritt verlernen und mit der Zeit immer häufiger durch Handlungen ersetzen, die uns guttun.

Es lohnt sich, wenn wir regelmäßig innehalten und ein wenig Zeit mit uns selbst verbringen. Wenn ich weiß, wer ich bin und was mich auszeichnet, habe ich weniger Stress, fühle mich erfüllter, motivierter und zufriedener.



Wenn Sie mögen, dürfen Sie einfach mal diese Fragen für sich selbst beantworten und im Idealfall die Antworten auf ein Blatt Papier notieren.

„Wie war ich als Kind? Was habe ich richtig gern gemacht? Was fiel mir leicht?“

„In welchen Momenten bin ich heute ganz bei mir?“

„Welche Tätigkeiten schiebe ich nie vor mir her, weil ich sie so mag?“

„Was war meine letzte Herausforderung? Was habe ich daraus über mich selbst gelernt?“

„Auf welche Aufgaben freue ich mich in der kommenden Zeit besonders und warum?“

„Wie mache ich mit meinen Fähigkeiten den Alltag für mich und mein Umfeld ein bisschen schöner und leichter?“


Und hier noch einige Ideen, um sich einfach besser zu fühlen:

„Ja, ich bin gut im _____________ und ich freue mich, dass ich damit die Menschen in meinem Umfeld unterstützen kann.“


Mit derselben Ausgewogenheit dürfen wir auch unsere Schwächen umarmen:

„Stimmt, _____________(Schwäche Ihrer Wahl) liegt mir nicht so gut, aber das ist im Moment auch in Ordnung so.

Ich bin froh, dass _____________ (Familienmitglied/Kolleg*in/Freund*in/Partner*in) das so gut kann. Ich muss gerade nicht all das selbst leisten können.“


Sich auf die eigenen Stärken zu besinnen und sich ihrer nicht zu schämen, hat nichts mit Selbstbeweihräucherung zu tun. Sondern ganz im Gegenteil, mit Achtsamkeit. Wenn wir uns selbst für unsere guten Seiten loben können, zapfen wir eine Quelle positiver Emotionen an. Wir stärken ein gesundes Miteinander, wenn wir unsere eigenen und die Stärken anderer zu würdigen wissen.


Es ist außerdem wichtig zu verstehen, dass mit Stärken so viel mehr gemeint ist als bloß die Tätigkeiten, die uns locker von der Hand gehen oder die Dinge, die uns Spaß machen. Sie umfassen auch bestimmte Denkmuster, die uns Energie und Motivation geben, individuelle Erfahrungswerte oder Prinzipien und Werte, die uns am Herzen liegen.

Jede/r von uns hat also ein kunterbuntes Repertoire an Stärken mitbekommen, doch häufig ist uns das gar nicht bewusst.

Das liegt unter anderem daran, dass viele dieser Fähigkeiten und Ressourcen schon immer da waren, weil sie Teil unserer Persönlichkeit oder ein Ergebnis unserer Lebenserfahrung sind. Wir setzen sie im Alltag so intuitiv ein, dass uns ihr großer Wert oft verborgen bleibt. Schlimmer noch, manchmal bagatellisieren wir unsere Stärken sogar, wenn uns jemand für sie lobt.


Aufblühen statt Kopf hängen lassen

Der Mensch neigt dazu, vieles als selbstverständlich anzusehen. Sie überreichen einer Freundin für einen Gefallen ein kleines Geschenk. Sie dankt Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und auch für die Zeit, das Geschenk mit so viel Liebe zum Detail eingepackt zu haben. Und wie selbstverständlich antworten Sie: „Ach, dafür doch nicht.“

Doch Sie könnten auch sagen: „Sehr gerne. Es ist mir ein Herzensanliegen gewesen, Dir für Deine Mühe zu danken.“ – Hier kommen Empathie, Aufmerksamkeit, Anerkennung und Dankbarkeit zum Tragen. Daran ist nichts selbstverständlich.


Die eigenen Ressourcen erkennen und stärken

Hier noch ein paar wertvolle Beispiele, die im Alltag dabei helfen können, Ihre Fähigkeiten und Ressourcen besser zu erkennen und zu kultivieren. Vielleicht ist etwas für Sie dabei.


Ein Journal schreiben:


Jeden Abend ein paar Stichworte über die Erfolge oder schönen Dinge des Tages notieren. Und als Königsdisziplin zusätzlich drei Dinge wofür Sie dankbar sind. Es hilft Ihnen, sich darauf zu konzentrieren, was Sie können, statt in negativen Gedanken zu verweilen. Und unterbewusst bauen Sie damit Stresshormone ab.

Bewusste Auszeiten nehmen:


Versuchen Sie sich regelmäßig Zeit für Dinge zu nehmen, die Sie interessieren und die Ihnen Spaß bringen. Ob es Sport ist, die Natur, Freunde, Familie, kochen oder ein Buch lesen. Allein der Prozess, sich etwas Gutes zu tun, schenkt Ihnen Freude und Zufriedenheit. Versuchen Sie in dieser bewussten Zeit auf Social Media und andere Ablenkungen zu verzichten und konzentrieren Sie sich auf den Moment.

Achtsamkeitstraining:

Es gibt tolle Apps für Achtsamkeitsübungen. Durch geführte Bodyscans und Atemübungen gewinnen Sie mehr Distanz zu Ihren Gedanken und Gefühlen. Diese Distanz erlaubt es Ihnen, sich selbst mit anderen Augen zu betrachten und Eigenschaften an Ihnen wahrzunehmen, die Sie vorher kaum beachtet habEN.


Beziehungen stärken:

Neben dem Blick nach innen ist auch die Verbundenheit mit anderen ein wichtiger Schritt zu sich selbst. Durch achtsame Gespräche mit anderen finden Sie und Ihr Gegenüber Gemeinsamkeiten und Sie erfahren Bestätigung für Merkmale, die Sie auszeichnen, aber auch Akzeptanz für Ihre persönlichen, liebenswerten Macken. Auch auf Unterschiede zu stoßen, kann heilsam sein. So können Sie erkennen, wo Ihre Fähigkeiten gebraucht werden und wo eigene Defizite von anderen mitgetragen werden können.


Wir haben es also in der Hand, ob wir uns mit uns wohlfühlen, quasi gerne für uns arbeiten, oder uns ablehnen. Beherrschen wir die Fertigkeit, uns selbst zu loben, sind wir unabhängiger vom Lob anderer. Wir brauchen nicht mehr begierig darauf zu warten, bis irgendjemandem auffällt, was wir sind oder leisten.


Eigenlob stinkt eben doch nicht:

«Der Mensch soll keineswegs mehr scheinen als er ist, aber sich auch nicht weniger loben als er wert ist.»

© Joachim Panten (1947 - 2007), deutscher Aphoristiker und Publizist


Also, klopfen Sie sich kräftig auf die Schultern, nehmen Sie sich Zeit für sich und vergessen Sie nie: Sie sind super!


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